KI im Finanzamt, digitaltaugliches Steuerrecht und Datenkompetenz für Bürger:innen gewinnen Science-Dialog-Preis 2023

Forschungsprojekte zum Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Finanzverwaltung, zu digitaltauglichem Steuerrecht und zu Datenkompetenz für Bürger:innen haben den Science-Dialog-Wettbewerb 2023 gewonnen. Der mit insgesamt 9.000 € dotierte Preis zeichnet Forschungsprojekte zur Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung aus, die eine besonders hohe Praxisrelevanz haben.

Der Science Dialog will Wissenschaft und Praxis der Verwaltungsdigitalisierung miteinander ins Gespräch bringen. Der Preis soll Forschende motivieren, die Handlungsempfehlungen und Implikationen ihrer Arbeit in den Vordergrund zu stellen. Beim Finale auf dem Zukunftskongress Staat & Verwaltung am 19. Juni in Berlin pitchten fünf Forschenden-Teams ihre Projekte, um im Publikumsvoting zu überzeugen. Eine Jury mit Expert:innen aus Wissenschaft, Verwaltung und Wirtschaft hatte die Finalist:innen aus insgesamt 18 Einreichungen ausgewählt.


Den mit 5.000 € dotierten ersten Platz gewann Prof. Dr. iur. Christoph Schmidt von der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg mit dem Projekt “Quo vadis, Finanzverwaltung? Potenziale und Herausforderungen eines künftigen KI-Einsatzes”. Dabei geht es um Entscheidungsunterstützung und Automatisierung von Vorgängen in der Steuerverwaltung, sowohl bei der Steuererklärung durch die Bürger:innen als auch bei der Prüfung im Finanzamt. Sein Vortrag stach durch den Kontrast zwischen den Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz und seinen eigenen Erinnerungen an die analoge Praxis als Finanzbeamter in den 2000er Jahren hervor.

Chiara Endres von der LMU München und Kathleen Jennrich vom Bundesfinanzministerium errangen mit ihrem Projekt “Digitaltaugliches Steuerrecht” den zweiten Platz mit 3.000 € Preisgeld. Aus Hackathons, in denen interdisziplinäre Teams aus Jurist:innen, IT-Expert:innen und Verwaltungspraktiker:innen bestehende Steuergesetze in digitale Anwendungen übersetzten, leitete das Team Empfehlungen für die Umsetzung des neuen Digitalchecks für Gesetze auf Bundesebene ab. Dass aus identischen Gesetzen doch sehr unterschiedliche digitale Anwendungen interpretiert wurden, unterstreicht die Notwendigkeit digitaltauglicher Gesetze.

Den dritten Platz mit 1.000 € machte Christiane Wegner, Innovationsingenieurin der MACH AG, als Vertreter:in für ein Team der Universität zu Lübeck, Hansestadt Lübeck und MACH AG, das unter dem Dach des Joint eGov and Open Data Innovation Lab die Frage “Wie Verwaltungen die Datenkompetenz der Bürger*innen fördern können?” bearbeitet. Das BMBF-geförderte Forschungsprojekt entwickelt interaktive Anwendungen, die Bürger:innen nachvollziehbar machen, wie und wozu die öffentliche Verwaltung ihre persönlichen Daten verwendet. Mit einem Fabel-Bilderbuch und einem Detektivspiel, die Bürger:innen nahebringen welche ihrer persönlichen Daten bei Verwaltungsakten wie der Anmeldung eines Neugeborenen von welchen Behörden zu welchen Zwecken verwendet werden, hatte das Team sehr anschauliche Artefakte vorzuweisen.

Zwei weitere Teams pitchten im Finale:

Den Beitrag “Data & Smart City Governance – Datengetriebene Daseinsvorsorge gemeinwohlorientiert realisieren” präsentierte Maurice Stenzel vom Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft. Am Anwendungsfall des städtischen Luftqualitätsmanagement hat das Team ein übertragbares technisches und organisatorisches Modell zur Data Governance unter Beteiligung von Wirtschaft, Verwaltung und Bürgerschaft entwickelt.

Dr. Kristina S. Weißmüller von der Vrije Universiteit Amsterdam stellte ihr Projekt “Collaborating and Co-creating the digital transformation: Empirical evidence on the crucial role of stakeholder demand from Swiss municipalities” vor. Auf der Basis einer landesweiten Befragung von Schweizer Gemeinden hat sie herausgearbeitet, dass Akteuren von außerhalb der Behörden eine entscheidende Rolle bei der kommunalen Verwaltungsdigitalisierung spielen.

Wir gratulieren allen Gewinner:innen herzlich und bedanken uns bei allen Finalist:innen für ihre unterhaltsamen Pitches sowie bei allen Einreichenden des Science Dialog 2023!

Der Science Dialog ist eine gemeinsame Initiative des Nationalen E-Government Kompetenzzentrums, der wegweiser GmbH und der init AG. Er wird seit 2019 vergeben.

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