Ins Netzwerk gefragt: Anne Paschke

Wer tummelt sich eigentlich im Fachnetzwerk NEGZ? Davon vermitteln wir anhand kurzer Interviews mit NEGZ-Mitgliedern regelmäßig einen Eindruck. Dabei geht es um ihre Geschichte in der digitalen Verwaltung, ihre Interessen — und natürlich das NEGZ.

Wer sind Sie und was haben Sie mit dem Thema der digitalen Verwaltung zu tun?

Mein Name ist Anne Paschke. Ich bin Universitätsprofessorin und Direktorin des Instituts für Rechtswissenschaften an der Technischen Universität Braunschweig mit den Forschungsschwerpunkten im Technikrecht, Mobilitätsrecht und dem Recht der Digitalisierung. Wenn man nicht nur Verfassungsgeschichte, sondern das Staats- und Verwaltungsrecht des 21. Jahrhunderts lehren will, muss man natürlich die digitale Lebenswirklichkeit in den Blick nehmen. Dazu gehört die Verwaltungsdigitalisierung, sie ist die Grundlage des modernen, zukunftsorientierten Staates. Die Funktionsfähigkeit, Effizienz und Bürgerfreundlichkeit seiner Verwaltung stiftet Akzeptanz und Vertrauen, was in der aktuellen Krise (Pandemie, Krieg, hybride Bedrohungen) von größter Bedeutung ist. Deshalb forsche ich an der Schnittstelle von (Informations-)Technik und Recht, zeige Lösungen für die rechtskonforme Nutzung von Innovationen auf und unterstütze Digitalvorhaben in der Verwaltung.

Wie sind Sie zur Verwaltungsdigitalisierung gekommen?

Die Digitalisierung gibt uns die Möglichkeit, überkommene Strukturen in der Verwaltung zu hinterfragen. Das Potenzial der Digitalisierung für Barrierefreiheit, gerechte Verteilung, Transparenz, Effizienzsteigerung und Erkenntnisgewinn hat mich schon früh fasziniert. Bereits im Studium habe ich mich daher mit E-Government und dem Recht der Digitalisierung befasst. Meine Dissertation befasst sich mit den informationstechnischen Maßnahmen, rechtlichen Grenzen und gesellschaftlichen Aspekten der Öffentlichkeitsgewähr in der Justiz. Für mich darf das Recht nicht der limitierende Faktor sein, sondern muss eine moderne Gesellschaft bei der Weiterentwicklung unterstützen.

Wie erklären Sie einem Fünfjährigen, was Sie machen?

Alle Kinder begeistern sich für Wissenschaftler*innen, ob mit oder ohne Laborkittel. Deswegen würde ich sagen, dass ich eine Wissenschaftlerin bin, die sich darüber Gedanken macht, wie Menschen und Maschinen in der Zukunft zusammenarbeiten können, damit unser Leben einfacher und besser wird. Dafür überlege ich mir neue Regeln, damit diese Zusammenarbeit für alle Beteiligten als gerecht wahrgenommen wird und hinterfrage bestehende Regeln.

Was hat Sie im E-Government zuletzt begeistert?

Mich begeistert die gemeinsame Gründung von Datenräumen und Datenpools. Die Sammlung von thematischen Datenbeständen kann nicht nur als Grundlage neuer Forschungsansätze und Erkenntnisse dienen, sondern auch für unterschiedliche Behörden eine einheitliche datenbasierte Wissensgrundlage sicherstellen.

Zu welcher Frage wünschen Sie sich mal eine NEGZ-Kurzstudie?

Ich würde mir eine NEGZ-Kurzstudie über die datenbasierte Verwaltungsarbeit zur Unterstützung der Beschäftigten in der Verwaltung und Förderung und Beschleunigung gemeinwohlorientierter Entscheidungen wünschen.

Welche eine Sache im deutschen E-Government würden Sie sofort ändern, wenn Sie könnten?

Ich würde mir in der Verwaltung eine Fokussierung aller Verantwortlichen auf die Ermöglichung von Lösungen und nicht auf die Dokumentation von Problemen wünschen. Dieser Wandel in der Verwaltungskultur würde sich dadurch zeigen, dass statt der Mitteilung, warum Dinge nicht umgesetzt werden können, Wege aufgezeigt werden, die die Zielerreichung erfolgreich unterstützen.

Warum würden Sie eine Mitgliedschaft im NEGZ empfehlen?

Die Mitgliedschaft im NEGZ ermöglicht den interdisziplinären Austausch von Menschen, die sich für die Digitalisierung der Verwaltung im Bund, den Ländern und in den Kommunen einsetzen. Mit verschiedenen Formaten des Kompetenzzentrums wird die Gelegenheit zur niedrigschwelligen Vernetzung geschaffen. Die verschiedenen Sichtweisen, Kompetenzen und Erfahrungen der Mitglieder des NEGZ gewähren den in der Verwaltungsdigitalisierung notwendigen Blick über den eigenen Tellerrand und können bei der Implementierung innovativer Lösungen in der Verwaltung Unterstützung bieten.

An welches NEGZ-Erlebnis erinnern Sie sich am liebsten?

In besonderer Erinnerung ist mir die Veranstaltung „Single Digital Gateway: Sind wir ambitioniert genug für Europas Ziele?“ geblieben (https://initiatived21.de/aktuelles/single-digital-gateway-sind-wir-ambitioniert-genug-fuer-europas-ziele), die das NEGZ in Kooperation mit D21 durchgeführt hat. Die professionelle Organisation, die interessanten Einblicke in die Praxis und die fachliche Diskussion habe ich als sehr gewinnbringend wahrgenommen.

Stellen auch Sie sich und Ihre Gedanken bei „Ins Netzwerk gefragt“ vor! Wer Mitglied im NEGZ oder Angehörige:r einer NEGZ-Mitgliedsorganisation ist, kann unseren Fragebogen sofort ausfüllen.

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