Angst im Wandel

Transformationspotenziale in der öffentlichen Verwaltung durch einen konstruktiven Umgang mit Angst vor und durch Veränderung — organisationale und psychologische Handlungsansätze
Julia Schorlemmer, Lea Mersch, Andreas Steffen

2023 | NEGZ-Kurzstudie 29

DOI 10.30418/2626-6032.2023.29


Angst in der Amtsstube: Umfangreiche Veränderungen und Transformationen können Unsicherheit, Sorgen, Widerstände oder Lähmung bei den Beschäftigten auslösen. Häufig liegen dabei Ängste vor dem unbekannten Neuen zugrunde; das ist absolut menschlich und vollkommen natürlich – und muss nicht so bleiben.

Wie man anders und vor allem: besser, bewusster und konstruktiver mit solchen Ungewissheiten und Ängsten umgehen kann, so dass es weniger Widerstände gibt? Wodurch sich eine angstfreie, risiko- und fehlertolerantere Umgebung schaffen lässt, in der die Potenziale der Modernisierung und Digitalisierung ihre Wirkung stärker entfalten können? Was all das mit Transparenz, Partizipation, Führung, Leadership, Empowerment, Organisations- und Personalentwicklung, Karrierepfaden, Kommunikation und Kultur zu tun hat? Zu diesen Fragestellungen haben wir – Julia Schorlemmer, Lea Mersch und Andreas Steffen – die vorliegende Kurzstudie für das Nationale E-Government Kompetenzzentrum (NEGZ) erarbeitet.

Weit mehr als nur Digitalisierung: Große gesellschaftliche Entwicklungen, ausgelöst vor allem durch technischen Fortschritt, bringen einen umfangreichen Wandel für die deutsche öffentliche Verwaltung (ÖV) mit sich. Neben elektronischen Akten, digitalen Zugängen, modernen Online-Services und aktuellen Themen wie Künstliche Intelligenz, Blockchain, Process Mining oder Cloud Computing gehen damit auch strukturelle und organisationale Veränderungen einher – auf die die öffentliche Verwaltung nicht immer vorbereitet ist. Häufig sind die dort beschäftigten Menschen ebenso ein Erfolgsfaktor wie manches Mal auch eine Hürde für das Gelingen der verschiedenen Vorhaben zur Transformation, da Wandel nicht stets auf Wohlgefallen trifft.

Angst vor und durch Veränderungen entsteht, wenn diese als bedrohlich wahrgenommen und wiederum die Ressourcen für den Umgang mit der realen oder vermeintlichen Bedrohung als zu gering eingeschätzt werden. Die zum Teil disruptiven Veränderungen in organisationalen Strukturen können die Herausforderungen der ÖV erhöhen, mit Angst in Veränderungsprozessen umzugehen.

Dieser Beitrag zeigt Ansätze auf für einen konstruktiven Umgang mit menschlichen Ängsten, die durch Transformation ausgelöst werden können. Durch die Verknüpfung bestehender Angsttheorien und Bewältigungsstrategien von Angst mit der praktischen Realität der ÖV werden konkrete Handlungsansätze herausgearbeitet. Dazu gehört ebenso eine Organisationskultur, in der Angst existieren kann, akzeptiert und konstruktiv bearbeitet wird, wie gleichermaßen sowohl realistische und begreifbare als auch sinnstiftende und dadurch motivierende Zukunftsszenarien, eine transparente Kommunikation und ein Führungsverständnis zum aktiven Aufbau von Vertrauen, zur Befähigung der Mitarbeitenden für den Wandel und zwecks Partizipation bei der Transformation.


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